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Ella Hummelsteg, auch die Else Kling von Stötteritz genannt, lebt inkognito
in Leipzig, haßt Tiere und wäre gern alleinstehend. Ihre Hausfrauenphilosophie
erschien wöchentlich in der Tageszeitung junge Welt und in der online Ausgabe der Leipziger Frauenzeitung EVENTuell.
Hier gibts einige ihrer Werke. Auf eine Veröffentlichung aller Ella-Weisheiten wird die Fangemeinde jedoch noch ein wenig warten müssen.
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Nein, so etwas hat in einer anständigen, linken Tageszeitung nichts zu suchen.
Sollen die Muttertiere sich doch auf Spielplätzen und in Krabbelgruppen rotten,
sollen sie mit Aletegläschen klappern und über Windelgrößen philosophieren, aber
vor allem sollen sie die hart an der Weltrevolution und sich selbst arbeitenden
Menschen nicht belästigen. Ein Mutterreservat wäre eine feine Sache. Da kommen
die Tanten und Onkels aus den Schreibstuben ab und an vorbei, verschenken Lutscher
und Dreiräder, machen Heididei, befragen das Muttertier scheininteressiert nach
Breizusammensetzung und Stillproblemen und verschwinden erleichtert wieder in
die richtige, die große Welt, um sich dringenderen Fragen zuzuwenden. Der Geschichte
einer ganze 200 Mitglieder umfassenden freudo-maoistisch-trotzkistisch-marxistischen
Wald- und Wiesenzipfelgruppe. Den Problemen des südhessischen Erdbeeranbaus. Dem
Diskurs, der weise über allem thront und mit der Analyse winkt. Spielen und Klettern
verboten.
Mütter und ihre Blagen haben da nix verloren. Und warum sich aufregen, daß sie
öffentlich nicht existieren? Im Reservat gibt's doch Presse. Sollen sie "Eltern"
lesen - der Name ist übrigens der reine Hohn, denn kein Vater hat dieses Blatt
je in die Hand genommen - und Teletubbies glotzen. In "Eltern" können
Teletubbies und Mütter auch nachlesen, wie sie erfolgreich in den Beruf "wieder
einsteigen" - was ja einen völligen Ausstieg ganz selbstverständlich schon
mal voraussetzt. Ratschlag: Nie im Büro vom Kind reden (wie auch Schwangerschaftsbeschwerden
dem Chef gegenüber nie nie nie erwähnt werden dürfen, also bitte stets dezent
und diskret kotzen!), nie wegen des Kindes eher gehen oder gar frei haben wollen
und vor allem bloß kein Bild vom Kind auf den Schreibtisch stellen. (Nur kein Mutterkram - vielleicht liest man ja in der Redaktion heimlich "Eltern".) Der Chef könnte denken, frau habe nur ihr Kind im Kopf. Wie schön, daß ihr zugestanden wird, überhaupt etwas in demselben spazieren zu tragen. Wenn ein Mann das Bild der glücklichen Familie neben dem Computer zu stehen hat, zeugt das hingegen von Verantwortungsbewußtsein und ist einfach so süüüß. Keiner käme deshalb auf die Idee, daß er nun wegen seines Kindes gleich übermütig werden und eine halbe Stunde eher gehen wollte, um es beispielsweise aus dem Kindergarten abzuholen. Darauf käme er ja nichtmal selbst.
Wenn jemand ein Furunkel am Hintern hat, werden die anderen sagen: "Kannst du bitte aufhören, uns ständig damit zu nerven? Wir wollen essen." Dann kann er es lassen oder nicht, je nachdem, wie er drauf ist. Sein Furunkel wird auch keine 18 Jahre an ihm kleben, im Gegensatz zum Kind. Das sollte am besten unbemerkt im Reservat heranwachsen und wenn's keinen Ärger mehr macht, entlassen werden - als potentieller Abonnent, versteht sich. Auf alle Fälle ist es gesellschaftlich eher angesagt, öffentlich seinen Arsch auf den Tisch zu packen als aus Versehen seinen Nachwuchs zu erwähnen. Oder wie schon Wenzel/Mensching spruchen: Halt die Schnauze, Mutti!
Ella Hummelsteg
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